Es kann viele Gründe dafür geben, dass die Stimme heiser wird. Wenn man über längere Zeit heiser ist, dann sollte man immer einen Spezialisten aufsuchen, der die Stimme untersucht und eine Diagnose stellt. Medizinische Stimmspezialisten sind Laryngologen, Phonetiker oder auf Stimmprobleme spezialisierte Hals-Nasen-Ohren Ärzte. Der Spezialist kann die Stimmlippen entweder mithilfe eines kleinen, starren Teleskops betrachten, das durch den Mund eingeführt wird, oder mit einem fiberoptischen Endoskop, das durch die Nase in den Rachen eingeführt wird. Es ist sehr wichtig, dass der Spezialist dazu in der Lage ist, das Vibrationsmuster der Stimmlippen zu untersuchen. Hierzu benutzt er normalerweise entweder ein Stroboskop, eine digitale Hochgeschwindigkeitskamera oder eine Videokymographie-Kamera. Die meisten wenden jedoch die Stroboskopie an, bei der die Vibrationsmuster der Stimmlippen mithilfe kurzer Lichtblitze untersucht werden. Du solltest darauf achten, dass der Spezialist deines Vertrauens eine dieser Methoden anwendet, da sonst unauffälligere Abnormitäten übersehen werden können. Die meisten Spezialisten sollten über die Möglichkeit verfügen, die Bilder deines Kehlkopfs mit einem Computer oder Videorekorder aufzunehmen, damit du sie dir auf Wunsch auch selbst ansehen kannst. Unter Umständen können dir manche Ärzte sogar ein Foto oder ein digitales Bild mitgeben es lohnt sich also, einen USB-Stick mit zur Untersuchung in die Klinik zu nehmen.
Heiserkeit bedeutet nicht notwendigerweise, dass die Stimme so überstrapaziert ist, dass man sie nicht benutzen sollte. In den meisten Fällen wird die Heiserkeit von unkontrollierten Verspannungen im Bereich der Stimmlippen verursacht. Die Stimme hört sich heiser an, aber sie hat noch keinen permanenten Schaden davongetragen. Diese Art von unkontrollierten Verspannungen kann in der Regel innerhalb einiger Stunden gelöst werden. Wenn dies geschehen ist, dann ist die Stimme wieder in Ordnung und sie klingt normal .
Mögliche Gründe für Heiserkeit:
• Zu starke oder unangemessene Muskelanspannung, die zu unkontrollierten Verspannungen führt, hervorgerufen durch:
- Singen oder Sprechen mit inkorrekter Technik
- Stress
- Gefühle
•Entzündungen, hervorgerufen durch :
- Reizung, wie z.B. Rauch Austrocknen der Stimmlippen Infekte
- Sodbrennen
- Allergien
- Bestimmte Medikamente
•Strukturelle Veränderungen der Stimmlippen, wie z.B.:
- Beginnende Stimmknoten
- Zysten
- Polypen
- Blutungen
• Schädigungen der Nerven (sehr selten)
Wenn die Stimme überstrapaziert ist
Wenn man über lange Zeit massive unkontrollierte Verspannungen hat, dann kann dies zu einer Reizung und einem Anschwellen der Schleimhäute der Stimmlippen führen (der medizinische Fachausdruck für die Schwellung ist Ödem). Dies erschwert es den Stimmlippen, so schnell wie sonst zu vibrieren, dadurch wird die Stimme tiefer und der Klang dunkler. Die Schwellung verhindert auch, dass sich die Stimmlippen richtig schließen können, sodass beim Sprechen und Singen Nebenluft ausströmt. Deshalb bekommt die Stimme einen heiseren, tiefen, dunklen und Luftigen Klang.
Ein Teufelskreis
Manche Sänger/innen glauben nicht, dass es Probleme schafft, wenn man mit geschwollenen Stimmlippen singt weil die Stimme ja funktioniert, wenn man die Stimmlippen zusammenpresst. Deshalb singen die Sänger/innen weiter und die Stimme verspannt immer mehr. Die Schwellung aber wird durch die fortwährende Reizung der Stimmlippen immer schlimmer, vor allem dort, wo die unkontrollierten Verspannungen am stärksten sind. Und schließlich verhindert die Schwellung, dass die Stimmlippen richtig schließen. Hier beginnt ein Teufelskreis. Die Stimmlippen schließen nur noch an den geschwollenen Stellen, was wiederum den Druck auf die Schwellung erhöht und die Schwellung verstärkt. Irgendwann bekommen die Stimmlippen dann eine mehr oder weniger permanente Verdickung an der Stelle, die am meisten angeschwollen ist. Diese wird immer größer und führt zuletzt dazu, dass die Stimmlippen gar nicht mehr arbeiten können. Jetzt ist die Stimme so ruiniert, dass die Sänger/innen ihre Karriere nicht mehr fortsetzen können.
Diese Sänger/innen suchen dann einen Arzt auf und bekommen die Diagnose „Knoten auf den Stimmlippen“ oder „Stimmknoten“. Man spricht von Stimmknoten, wenn beide Stimmlippen an gegenüberliegenden Stellen eine Schwellung haben.
Stimmpause, Sprachtherapie oder Operation
Wenn man Stimmknoten bekommt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass etwas mit der Sprechbzw. Gesangstechnik nicht stimmt. Man kann es zunächst damit versuchen, eine Stimmpause einzulegen, d.h. 7 bis 10 Tage weder zu singen, sprechen noch flüstern. Dadurch verschwinden die Stimmknoten meist von selbst. Dies ist normalerweise der schnellste Weg, das Problem zu lösen.
Man kann sich auch zu einem Sprachheiltherapeuten bzw. Logopäden überweisen lassen, der durch Übungen dabei hilft, entweder die Auswirkungen der Knoten auf die Stimme zu mindern oder die Knoten zu beseitigen. Dies ist in der Regel ein längerer Prozess. Ein Rachenspezialist wird vielleicht auch eine Operation vorschlagen, bei der die Knoten von den Stimmlippen entfernt werden. Nach der Operation vergehen ca. zehn Tage, bis die Stimmlippen verheilt sind. Während dieser Zeit darf man weder singen noch sprechen.
Als erste Maßnahme empfehle ich immer eine Stimmpause das ist einfach, billig und hat keine Nebenwirkungen.
Unabhängig von der eingesetzten Methode ist es wichtig, dass Sänger/innen hinterher eine korrekte Technik erlernen, sodass sie in Zukunft Stimmschäden vermeiden können. Sonst beginnt der Teufelskreis von Neuem: Die Sänger/innen werden wieder heiser, singen mit der heiseren Stimme weiter, werden noch heiserer, bis die Stimme wieder ausfällt. Dies kann wieder eine Stimmpause erfordern, oder eine weitere Sprachtherapie oder Operation.
Stimmknoten
Heiserkeit ist das erste Anzeichen dafür, dass du beim Singen oder Sprechen auf dem falschen Weg bist. Bleibst du länger heiser oder vermutest, dass sich Stimmknoten bilden, dann suche einen Spezialisten auf. Wenn der Arzt Stimmknoten oder beginnende Stimmknoten diagnostiziert, dann gibt es vieles, was du dagegen tun kannst – und vielleicht kannst du dadurch eine Operation vermeiden.
Vorbeugen ist das Beste gib der Stimme Zeit zum ausruhen
Es ist besser vorzubeugen, bevor die Stimme heiser wird und Schaden nimmt. Wenn die Stimme überanstrengt ist, dann brauchen die Stimmlippen eine Ruhepause! Es ist wie bei einer Blase am Fuß auch die Stimme braucht etwas Ruhe, damit die Schwellung abklingt. Werden die Stimmlippen weiter gereizt, dann bleiben sie geschwollen. Um die Blase am Fuß loszuwerden, muss man dem Fuß eine Ruhepause verschaffen, indem man den engen Schuh für eine Weile nicht anzieht, der die Blase verursacht hat. Behandle deine Stimmlippen genauso. Sprich nicht, lass die Stimme ruhen, lege eine Stimmpause von einigen Tagen ein. Sprich in dieser Zeit kein ein einziges Wort – du kannst stattdessen kleine Mitteilungen schreiben.
Stimmpause
Wenn Stimmknoten diagnostiziert wurden, dann empfehle ich ein bis zwei Wochen totales Schweigen je nachdem wie weit die Stimmknoten entwickelt sind. Mit totalem Schweigen meine ich wirklich: GIB NICHT EINEN EINZIGEN TON VON DIR! Flüstere nicht, da dies die Stimme sogar mehr anstrengt als normales Sprechen. Vermeide es auch, dich zu räuspern. Gib den Stimmlippen eine Pause und schreibe stattdessen kleine Mitteilungen an die Umwelt. Viele entdecken, dass es tatsächlich eine wertvolle Erfahrung ist, für eine Woche oder 10 Tage nicht zu sprechen. Vielleicht entdeckst du eine ganz neue Seite an dir.
Falls es aus irgendeinem Grund unbedingt erforderlich ist zu sprechen, dann sprich mit Überzeugung und klarer Stimme, mit einer Menge Supportenergie und ohne unkontrollierte Verspannungen. Es ist keine gute Idee zu flüstern oder „vorsichtig“ zu sprechen, da dies oft noch mehr unkontrollierte Verspannungen auf der Stimme erzeugt. Die meisten vergessen auch noch Support anzuwenden, wenn sie leise sprechen. Es ist schwierig und technisch anspruchsvoll, auf korrekte Weise leise zu sprechen. Sprich deshalb lieber etwas lauter und denk daran, Support zu nehmen.
Die Stimme entspannen
Vermeide unkontrollierte Verspannungen, auch wenn du nicht sprichst oder singst. Dies ist auch dann wichtig, wenn die Stimme gesund ist. Versuche, dich zu entspannen, atme tief ein und stell dir vor, dass der Rachen sich beim Einatmen öffnet. Behalte den offenen Rachen bei, wenn du ausatmest, und achte generell darauf, die Halsmuskeln nicht anzuspannen.
Denk positiv
Es ist wichtig, dass du dir wegen der Stimmlippen nicht zu viele Sorgen machst. Der Rachen reagiert augenblicklich auf unsere Gefühle. Du kennst das Gefühl, wenn man traurig ist: Der Hals schnürt sich zusammen, man hat „einen Kloß im Hals“ und man verliert die Kontrolle über die Stimme. Versuche, positiv zu denken und schicke warme, glückliche Gedanken an die Stimmlippen.
Übungen während der Stimmpause
Während der Stimmpause musst du nicht tatenlos herumsitzen. Du kannst inhalieren und die Zeit für Atemund Supportübungen nutzen, da die Stimmlippen nicht direkt daran beteiligt sind. Oder du arbeitest an deinem Körperbewusstsein und deiner Fitness, sodass du in Zukunft mehr Kondition hast, um die Stimmlippen zu schützen. Achte beim Fitnesstraining darauf, die Muskeln im Rachen nicht zu verspannen. Wenn du dich auch während der Stimmpause auf dein Ziel konzentrierst, dann wird sich deine Gesangstechnik viel schneller verbessern, wenn du wieder anfängst zu singen.
Es geht wieder los
Nach einer oder zwei Wochen solltest du erneut eine Diagnose beim Spezialisten einholen:
- Wenn die Stimmknoten verschwunden sind, dann kannst du wieder anfangen, die Stimme zu trainieren – jetzt mit korrekter Technik, sodass Probleme in Zukunft vermieden werden.
- Sind noch kleine Reste der Stimmknoten oder der Schwellung zu sehen, dann kannst du noch eine weitere Woche
- Stimmpause machen, bis sie ganz verschwunden sind.
- Nur in wenigen Fällen – wenn sich gar nichts verändert hat, kann eine Operation tatsächlich notwendig sein. Aber selbst dann war die Stimmpause nicht umsonst wenn du währenddessen an deiner Technik gearbeitet hast.
Unkontrollierte Verspannungen vermeiden
Wenn die Stimmlippen wieder gesund sind durch Stimmpause, Sprachtherapie oder Operation , dann musst du lernen, die Stimme ohne unkontrollierte Verspannungen einzusetzen, denn durch die strapazierenden Verspannungen ist das Problem ja überhaupt erst verursacht worden. Wenn du diese in Zukunft vermeiden kannst, dann kannst du singen, ohne die Stimme jemals wieder zu ruinieren.
Unkontrollierte Verspannungen können vermieden werden, indem man die drei Grundprinzipien beachtet. Stell dir vor, dass du beispielsweise eine Manege, einen großen Freiraum oder einen Festungswall um die Stimmlippen herum bildest, sodass sie eine Menge Raum haben, um sich zu dehnen. Die Stimmlippen können über lange Zeit intensiv eingesetzt werden, aber sie vertragen es NICHT, unter zusätzlicher Belastung durch unkontrollierte Verspannungen zu arbeiten.
Zu viel Schleim
Hat man zu viel Schleim auf den Stimmlippen, dann kann es an einer Reizung der Schleimhäute liegen. Wenn die Schleimhäute der Stimmlippen austrocknen oder gereizt sind, dann wird automatisch Schleim gebildet, um die Stimmlippen zu schützen. Du musst herausfinden, was die Reizung verursacht – vielleicht liegt es an einer leichten Infektion, einer Allergie oder an unkontrollierten Verspannungen.
Mangelhafte Gesangstechnik
Wenn Sänger/innen immer Schleim auf der Stimme haben, dann kann dies ein Zeichen für eine mangelhafte Gesangstechnik sein. Es ist ganz normal, dass sich die Stimme – z.B. nach einem anstrengenden Konzert durch verstärkte Schleimbildung schützt. Hast du den Verdacht, dass deine Gesangstechnik das Problem ist, dann erinnere dich der drei Grundprinzipien: Support benutzen, notwendigen Twang einsetzen und das Vorschieben des Unterkiefers sowie Lippenverspannungen vermeiden.
Infektion
Bei einer beginnenden Infektion sollte man jede weitere Belastung der Stimme vermeiden. Reduziere das Singen und Sprechen auf ein Minimum und sammle deine Kraft, um die Infektion zu bekämpfen. Je nachdem wie krank du bist, musst du vielleicht einen Arzt aufsuchen und dir Antibiotika verschreiben lassen. Bei Fieber solltest du es, wenn irgend möglich, vermeiden zu singen.
Allergie
Wenn sich der Gesang so anhört, wie er sollte, wenn sich das Singen nicht unangenehm anfühlt, man sich nicht krank fühlt und auch keine Halsschmerzen hat, dann wird die erhöhte Schleimproduktion möglicherweise von einer Allergie verursacht. Versuche, die Ursache der Allergie zu finden. Vielleicht hast du schon einen Verdacht? Wann traten die Symptome zuerst auf? Welche Veränderungen können mit den Symptomen in Verbindung gesetzt werden? Versuche, die Faktoren zu eliminieren, die deiner Meinung nach die Allergie verursachen, und beobachte, ob es besser wird. Versuche herauszufinden, was du nicht verträgst und meide es. Lasse eventuell einen Allergietest machen.
„Morgenstimme“
Wenn man morgens aufwacht, dann hört sich die Stimme oft sehr belegt an. Man hat die ganze Nacht Luft an den Schleimhäuten der Stimmlippen vorbeigeatmet, vielleicht sogar mit offenem Mund geschlafen. Das hat die Schleimhäute vielleicht ausgetrocknet. Wenn man aufwacht und spricht, können die ausgetrockneten Schleimhäute nicht die schnellen Vibrationen erzeugen, die einen klaren Klang erzeugen. Daher klingt die Stimme belegt und unausgewogen – dies wird auch Morgenstimme genannt.
Man sollte der natürlichen Schleimproduktion ihren Lauf lassen. Nach kurzer Zeit sind die Stimmlippen angefeuchtet und die Stimme hört sich wieder normal an. Fängt man stattdessen an, sich zu räuspern und damit den Schleim zu entfernen, dann produzieren die Schleimhäute neuen Schleim, um die trockenen Stellen anzufeuchten. Dies führt bei einigen Sänger/innen dazu, dass sie sich wieder räuspern, weswegen die Schleimhäute noch mehr Schleim produzieren, den sie wieder entfernen, usw. Auf diese Weise können sich Sänger/innen und Schleimhäute den ganzen Tag gegenseitig beschäftigen.
Räuspern
Wenn man sich räuspert, dann entfernt man den Schleim von den Schleimhäuten der Stimmlippen. Dies ist nicht schädlich. Es kann sogar sehr wichtig sein, wenn Schleim droht, in die Luftröhre zu gelangen. Räuspert man sich jedoch zu lange und zu energisch, dann kann es zu einer Reizung der Schleimhäute führen. Anstatt dich zu räuspern, lass den Schleim wo er ist, bis alle trockenen Stellen der Schleimhaut bedeckt sind. Benutze deine Stimme und kümmere dich nicht weiter darum, dass sie sich etwas belegt anhört. Fange vorsichtig an, ein bisschen zu summen oder zu sprechen, und bald werden die schnellen Vibrationen der Stimmlippen den überschüssigen Schleim abschütteln. Es gibt noch eine andere sichere Methode, überschüssigen Schleim zu entfernen: Schließe Mund und Nasengang (oder halte dir die Nase zu), und sauge gleichzeitig einwärts, während du schluckst. Dadurch entsteht ein Unterdruck, der den überflüssigen Schleim von den Stimmlippen saugt.
Vorbeugung und Akuthilfe
Obwohl sich die Stimme von Sänger/innen vielleicht überbeansprucht anhört oder sogar ganz verschwunden ist, kann sie oft innerhalb weniger Stunden wiederhergestellt werden. Ein großer Teil unserer Arbeit am Complete Vocal Institute besteht darin, Akuthilfe zu leisten. Das heißt, dass ich zu Aufnahmestudios oder Konzerttourneen gerufen werde, wenn Sänger/innen Hilfe brauchen – entweder um stimmtechnisch schwierige Aufgaben zu lösen oder eben wegen akuter Stimmprobleme. Was getan werden muss, hängt immer von den Umständen ab. Aber als Erstes jedoch bitte ich diese Sänger/innen immer, zum Facharzt zu gehen, der sich mithilfe eines starren bzw. fiberoptischen Endoskops und idealerweise mittels Stroboskopie die Stimmlippen anschauen und eine Diagnose stellen kann.
- Oft ist die Diagnose, dass der Arzt keine Ursache feststellen konnte, obwohl man deutlich hören kann, dass ein Sänger heiser ist und nicht in der Lage, das Konzert zu singen. Hier können wenige Stunden gezielter Arbeit die unkontrollierten Verspannungen an den Stimmlippen lösen, sodass die Stimme klingt, als wäre nichts gewesen. Der Support allerdings erfordert einen größeren Krafteinsatz. Wenn man stark und in der Lage ist, diese zusätzliche Kraft aufzubringen, dann gibt es keinen Grund, warum das Konzert nicht stattfinden sollte.
- Oft sind die Stimmlippen entzündet und gereizt, ohne dass eine echte Schädigung der Stimme zu sehen ist. Auch in diesem Fall kann ein Lösen der unkontrollierten Verspannungen eine weitere Reizung der Stimmlippen vermeiden und dem Sänger die Durchführung des Konzertes ermöglichen.
- Manchmal zeigen die Stimmlippen wirklich Anzeichen von Verschleiß, vielleicht sind sogar beginnende Stimmknoten zu sehen. Hier lässt sich nichts machen die Stimmlippen brauchen Ruhe! Heutzutage können Ärzte Medikamente verschreiben, die ein Abklingen der Schwellung bewirken, sodass ein Konzert durchgeführt werden kann. Dies ist aber nicht unbedingt zu empfehlen, da die Stimmlippen Ruhe brauchen. Die Heilung kann sich verzögern, und der Zustand verschlimmert sich unter Umständen sogar, wenn diese Sänger/innen weiterhin singen..
Sogar sehr erfahrene Sänger/innen können mitunter plötzlich unkontrollierte Verspannungen an den Stimmlippen bekommen, manchmal sogar so stark, dass sie keinen Ton mehr herausbekommen.
Akuthilfe per Telefon
In manchen Fällen reicht die Zeit nicht aus, um vor einem Konzert zu einem Sänger zu fahren, dann arbeiten wir über das Telefon. Dabei ist es jedoch hilfreich, wenn ich vorher schon mit dem Sänger gearbeitet habe.
Ursachen für Stimmprobleme
Ausgetrocknete Schleimhäute, zu viel Schleim und schlechte Monitorverhältnisse (Monitore sind Lautsprecher, die auf der Bühne benutzt werden, damit Sänger/innen sich selber hören) können Sänger/innen das Gefühl vermitteln, dass die Stimme nicht arbeitet, wie sie sollte und sie bezüglich ihrer Technik verunsichern. Wenn die Stimme nicht normal reagiert, dann kompensieren Sänger/innen dies oft mit unkontrollierten Verspannungen. Diese unkontrollierten Verspannungen hindern die Stimme noch mehr am Arbeiten, was wiederum zu weiteren unkontrollierten Verspannungen führen kann.
Es ist wichtig, nicht auf Abwege zu geraten und damit einen Teufelskreis zu starten, in dem gute Technik durch unkontrollierte Verspannungen ersetzt wird.
Die Bedeutung der Körperkraft für das Singen
Oft treten Probleme auf, weil die Kräfte der Sänger/innen nachlassen. Wenn Sänger/innen während einer Tournee oder langwieriger Studioaufnahmen ermüden, dann fehlt ihnen die nötige Kraft für den Support, sodass unkontrollierte Verspannungen entstehen können. So geht es vielen Sänger/innen am Ende eines Konzerts. Die Sänger/innen haben keine Kraft mehr und die Stimme fühlt sich müde an. Die unkontrollierten Verspannungen belasten die Stimmlippen und man muss noch mehr Kraft einsetzen, um mit diesen Spannungen singen zu können, was dann noch mehr ermüdet. Normalerweise zeigt sich das Problem zuerst bei hohen Tönen und darin, dass die Lautstärke nachlässt.
Wenn Sänger/innen die unkontrollierten Verspannungen nicht durch ordentliches Ausruhen und Erneuern der Kräfte lösen, dann entstehen weitere unkontrollierte Verspannungen. Die Sänger/innen werden heiser, und die Heiserkeit wird mit der Zeit schlimmer. Schließlich kann die unkontrollierte Verspannungen so massiv werden, dass Akuthilfe benötigt wird, damit die Tournee oder die Studioaufnahmen nicht abgesagt werden müssen.
Schlaf
Es ist wichtig, ausreichend zu schlafen, insbesondere auf anstrengenden Tourneen. Ohne genug Schlaf können die Stimmlippen sich nicht von den Belastungen des Tages erholen. Schlaf ist auch wichtig, um die körperlichen Kräfte zu erneuern, die man für den Support braucht. Es ist ganz individuell, wie viel Schlaf man benötigt. Du musst deine Bedürfnisse kennen und respektieren, wenn du eine anstrengende Zeit überstehen möchtest.
Essen und trinken
Manche Sänger/innen werden mit wohlmeinenden Ratschlägen überschüttet, wenn sie heiser sind, z.B.: „Ein Eigelb mit Tabasco“, „Warme Milch mit Honig (du weißt doch Honig schmiert gut!)“, „Ein paar Tropfen Tinte auf ein Glas Wasser“, „Auf keinen Fall Schokolade“, „Auf jeden Fall etwas Heißes“, „Auf jeden Fall etwas Kaltes“ usw. Woher soll man wissen, welche Ratschläge nützen und welche nicht? Es ist unmöglich, alle auszuprobieren!
Wenn man die Anatomie des Körpers kennt, dann weiß man, dass die Stimmlippen über der Luftröhre sitzen und dass alles, was man isst oder trinkt, in die Speiseröhre gelangt und nicht in die Luftröhre. Daher kommen Nahrungsmittel nie in Berührung mit den Stimmlippen, es sei denn, sie geraten in den falschen Hals und man hustet. Ich habe schon viele Ratschläge gehört, aber DIESEN noch nie! Es ist also nicht logisch, dass Essen und Trinken zum „Schmieren“ der Stimme eingesetzt werden sollten. Auf der anderen Seite können bestimmte Nahrungsmittel durchaus eine Wirkung auf manche Sänger/innen haben, zum Beispiel indem sie beruhigen, ein Wohlgefühl herstellen oder einfach der Psyche gut tun. Du weißt selbst am besten, ob es hilft, etwas Bestimmtes zu essen oder zu trinken. Wenn du das Gefühl hast, dass es hilft, dann tu es, solange es nicht schadet.
Inhalieren
Eingeatmeter Dampf bringt Feuchtigkeit direkt an die Schleimhäute der Stimmlippen. Wenn
du heiser bist, dann kannst du mit Kamille oder anderen Kräutern, wie zum Beispiel mit Thymian, inhalieren. Finde durch Experimentieren selbst heraus, was dir gut tut.
Nimm eine Schale, ein großes Handtuch und eine Eieruhr. Lege eine Handvoll Kamillenblüten in die Schale und gieße kochendes Wasser darüber. Stelle die Eieruhr auf maximal zehn Minuten, lege das Handtuch über den Kopf und inhaliere die Dämpfe. Pass auf, dass du dich nicht verbrennst, aber lass die Kamillenlösung auch nicht so lange stehen, bis sie abgekühlt ist. In den ersten zehn Minuten werden einige ätherische Öle freigesetzt, die den Schleimhäuten gut tun. Atme durch Nase und Mund.
Du musst nach dem Inhalieren mindestens eine halbe Stunde warten, bevor du sprichst, da die Schleimhäute Ruhe brauchen. Wenn du wieder anfängst zu sprechen, dann sprich zunächst sanft und leise. Räuspere dich nicht, sondern lass den Schleim auf den Schleimhäuten, auch wenn sich die Stimme komisch anhört. Wenn es so weit ist, dann löst sich der überschüssige Schleim von selbst. Du kannst so oft inhalieren, wie du möchtest. Aber denk immer daran, in den 30 Minuten danach nicht zu sprechen, und lass den Schleim auf den Schleimhäuten, bis er sich von selbst löst. Nach dem Inhalieren sollten mindestens vier Stunden vergehen, bevor du singst.
Alkohol
Alkohol kann das Singen erschweren, da er die Blutgefäße erweitert. Nach einem feuchtfröhlichen Abend sieht man oft, dass das Weiße in den Augen wegen der erweiterten Blutäderchen rot wird. Die Äderchen in den Schleimhäuten der Stimmlippen erweitern sich auch und dadurch schwellen die Stimmlippen an. Dies merken manche Sänger/innen dadurch, dass das Singen schwerer wird und es mehr Kraft erfordert, hohe Töne zu erreichen.
Wie viel Alkohol man trinken kann, bevor die Schleimhäute anschwellen, ist individuell. Für manche wird es bereits nach ein paar Bieren schwerer zu singen, während andere ohne Probleme unfassbare Mengen Alkohol trinken können. Du musst deine eigenen Grenzen kennen und die Warnsignale deines Körpers respektieren.
Rauchen
Inhalierter Rauch kommt in Kontakt mit den Schleimhäuten der Stimmlippen. Dies führt zu einer Reizung und zum Austrocknen der Schleimhäute, was das Risiko erhöht, dass unkontrollierte Verspannungen entstehen. Rauch zu meiden ist in der Musikbranche schwierig. Es ist sehr individuell, wie Schleimhäute auf Rauch reagieren. Ich kenne Sänger/innen, die nicht eine einzige Zigarette vertragen und andere, die den ganzen Tag Zigarre rauchen, ohne dass man es ihren Stimmen anhört. Du musst deine eigenen Grenzen kennen und die Warnsignale deines Körpers respektieren.
Ich muss betonen, dass ich Sänger/innen nicht empfehle zu rauchen. Wenn man aber bereits Raucher/in ist, dann sollte man nicht unbedingt kurz vor einer wichtigen sängerischen Aufgabe, wie zum Beispiel einer Studioaufnahme oder einer Tournee, mit dem Rauchen aufhören. Denn auch das plötzliche FEHLEN von Rauch kann einen starken Einfluss auf die Stimme des Rauchers haben. Wenn die Schleimhäute der Stimme ununterbrochen dem Rauch ausgesetzt sind, dann gleichen sie den austrocknenden Effekt durch verstärkte Schleimproduktion aus. Dadurch wird die Balance auf den Schleimhäuten gewahrt. Hört man jetzt mit dem Rauchen auf, dann produzieren die Schleimhäute weiterhin die gleiche Menge Schleim, jetzt allerdings ohne den austrocknenden Effekt des Rauches. Das Ergebnis ist zu viel Schleim, und die Stimme wird schwerer zu kontrollieren. Obwohl die Sänger/innen also eigentlich als Vorbereitung für eine fordernde Aufgabe besonders gute Bedingungen für ihre Stimme schaffen möchten, könnte die Maßnahme sogar kontraproduktiv sein.
Alles in Allem sind Nichtraucher/innen jedoch generell gesünder als Raucher/innen – nicht nur in Bezug auf ihre Stimme. Es ist daher auf jeden Fall von Vorteil, das Rauchen aufzugeben. Wie lange die Stimme braucht, um sich an die veränderten Bedingungen anzupassen, ist für alle Menschen verschieden. Es kann zwischen ein paar Wochen und drei, vier Monaten dauern.
Bleib bei deiner korrekten Technik
Welchen Herausforderungen man als Sänger/in auch ausgesetzt ist das Beste, was man tun kann ist, bei der Technik zu bleiben, mit der man vertraut ist und von der man WEISS, dass sie funktioniert. Auch wenn sich die Stimme nicht wie gewohnt anhört, bleib bei deiner Technik. Wenn du heiser wirst und die Töne doppelt so viel Support wie sonst erfordern, dann supporte doppelt so viel und versuche, ohne unkontrollierte Verspannungen zu singen. Das Gleiche gilt bei schlechten Monitorverhältnissen: Sing so wie immer. Mach nicht den Versuch, lauter zu singen, weil du dich nicht hören kannst. Gewöhne dich daran, mehr nach Gefühl und körperlichem Empfinden korrekt zu singen, als nur auf das Ohr zu vertrauen. Auf diese Weise werfen dich Probleme nicht so leicht aus der Bahn.